#ernährungsexperten klären auf: „Säure-Basen-Haushalt – ist eine basische Ernährung wirklich sinnvoll?“

Ihr Lieben! Wie ihr seht gibt’s auf meinem Blog (bzw. auf mehreren Blogs) eine neue Kategorie: #ernährungsexpertenösterreich klären auf. Gemeinsam mit 5 Diätologie- und Ernährungswissenschaften-Kolleginnen möchten wir gerne aktuelle Themen, die im Bereich Ernährung sehr stark diskutiert werden, beleuchten. Durch die unendlichen Weiten des Internets ist es nämlich nicht immer einfach wissenschaftlich korrekte Infos zu finden. Oft werden persönliche Meinung geteilt, die leider wissenschaftlich nicht haltbar sind. 

Genau aus diesem Grund haben wir: Jasmin und Carmen von http://www.klammers.at, Stefanie von https://sk-diaetologie.com, Lisa und Isabella von https://foodissimo.co und ich es uns zur Aufgabe gemacht, verschiedene Ernährungsthemen genau unter die Lupe zu nehmen und nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand für euch aufzuarbeiten. Damit sich das viele wissenschaftliche Arbeiten unserer Ausbildung auch mal als nützlich erweist 😛 

Wenn ihr Themenvorschläge, bestimmte Ernährungsfragen habt oder einfach gerne noch mehr über die #ernähurngsexpertenösterreich wissen wollt, dann schreibt uns total gerne ein Kommentar oder auch eine Mail! Wir freuen uns, von euch zu hören 🙂


Bisher sind bereits 3 Beiträge von uns online gegangen, diese findet ihr hier: 


Und bei mir geht’s heute weiter mit einem Thema zu dem es auch unzählige Meinungen und vor allem auch Artikel gibt: der Säure-Basen-Haushalt und die immer gern propagierte „basische Ernährung“.

Der Säure-Basenhaushalt unseres Körpers – ist eine „basische Ernährung“ wirklich sinnvoll? 

Der Säure-Basen-Haushalt und vor allem die basische Ernährungsweise ist ein Thema, das immer wieder auftaucht und auch schon relativ lange besteht. Gerade zu Jahresbeginn oder im Frühjahr, wenn die Detox-Kuren (auch dazu wird es einen Beitrag geben) wieder boomen, kommt man um die basische Ernährung nicht herum. In Drogerien und Apotheken häufen sich dann gleichzeitig auch diverse „Basentees“, „Basenpulver“, „Basenbäder“, „Basenkapseln“, … die Liste lässt sich wahrscheinlich ewig weiterführen. Und gibt man die Wörtchen „basische Ernährung“ in eine Suchmaschine ein, wird man von Artikeln überhäuft. Das macht es natürlich umso schwieriger herauszufinden, was denn jetzt eigentlich stimmt und was wissenschaftlich nicht haltbar ist. 

zum Beginn ein bisschen Chemie…

Um das Ganze zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie der Säure-Basen-Haushalt des Körpers überhaupt funktioniert. Dazu ist leider ein bisschen Chemie nötig, aber ich versuche es einfach zu halten! 😀 

Damit unser Körper überlebensfähig ist, sind eine Menge Mechanismen nötig – einer davon ist der Säure-Basenhaushalt. Denn damit alles reibungsfrei funktioniert, muss in unserem Körper ein relativ konstanter pH-Wert zwischen 7,36 und 7,44 (also ein ganz leicht basisches Milieu) herrschen. Zur Wiederholung die pH-Skala geht von 0 (sehr sauer) bis 14 (sehr basisch). 7,36 – 7,44 ist also ein eher kleiner Bereich. Minimale Veränderungen außerhalb dieses Normalbereichs können sehr kritisch sein und sogar tödlich enden. Eine Verschiebung unter 7,36 wird als Azidose – also Übersäuerung und eine Verschiebung über 7,44 als Alkalose – also ein Basenüberschuss bezeichnet. 

Und hier ist gleich der erste Punkt, der bei den meisten Artikeln über basische Ernährung fehlt – es gibt auch ein ZU BASISCHES Milieu, das für den Körper genauso schädlich ist wie ein zu saures Milieu. Der Grund dafür ist, dass bei einem pH-Wert außerhalb des Normalbereichs viele Körperfunktionen nicht mehr so funktionieren wie sie sollen.

aber keine Sorge…

Und wer jetzt schon Angst bekommen hat und sich weder basisch noch sauer essen traut, den kann ich gleich beruhigen: eine Verschiebung des pH-Wertes im Blut außerhalb des Normalbereichs ist durch die Ernährung grundsätzlich nicht möglich.  Wenige Ausnahmen sind: Diabetiker mit eingeschränkter Nierenfunktion, Hochleistungssportler und strenges Fasten – hierbei kann es unter gewissen Umständen durchaus zu einer Übersäuerung kommen. 

Es stimmt zwar, dass in unserem Körper täglich viele Säuren und Basen – vor allem durch die Ernährung anfallen. Aber auch dafür hat unser Körper ein System, das normalerweise einwandfrei funktioniert: sogenannte Puffer. Diese Puffer können sowohl Säuren als auch Basen neutralisieren – denn beides ist nötig um den pH-Wert konstant zu halten.

Als Puffersystem unseres Körpers dienen vor allem: 

  • Die Lunge 
  • Die Nieren 
  • Und verschiedene Puffer innherhalb des Köpers – am wichtigsten ist der Kohlensäure-Bicarbonat-Puffer

Je nachdem, ob viele Säuren oder viele Basen anfallen, kann der Körper die richtigen Stoffe freisetzen, um diese zu neutralisieren. Die endgültige Ausscheidung erfolgt dann über die Lunge (durch die Atmung) oder über die Niere und die Substanzen werden mit dem Harn ausgeschieden. 

Natürlich kann über die Ernährung beeinflusst werden, ob mehr Säuren oder Basen anfallen und in welche Richtung die Puffersysteme arbeiten müssen, eine Verschiebung des pH-Werts in einen kritischen Bereich wird aber auch nicht möglich sein, wenn man sich nur von Fleisch oder nur von Basenpulver ernähren würde – dafür funktioniert das Puffersystem zu gut! 

Lebensmittel, die „basisch“ wirken – das Puffersystem muss also in die saure Richtung arbeiten sind: 

  • mineralstoffreiche (vor allem kaliumreiche) Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse – auch Zitrusfrüchte wirken basisch, obwohl sie sauer schmecken 😉 

Lebensmittel, die „sauer“ wirken – das Puffersystem muss also in die basische Richtung arbeiten sind: 

  • eiweißreiche Nahrungsmittel, vor allem Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Käse
  • phosphatreiche Lebensmittel wie Wurstwaren und Colagetränke

Lebensmittel, die „neutral“ wirken, das Puffersystem hat also Pause:

  • Kohlenhydrate und Fette – Zucker wird ja sehr gerne mal zu den „sauren“ Lebensmittel geschmuggelt, wirkt tatsächlich aber neutral

pH-Wert-Messungen, Basenpulver und Co. 

Wie ihr seht ist der Säure-Basen-Haushalt ein relativ kompliziertes Thema, das aber immer wieder in die Medien gelangt. Leider sind die Informationen meistens unvollständig, denn dass es auch einen „Basenüberschuss“ also eine Alkalose gibt, haben die wenigsten schon mal gehört. Wenn das in den Artikeln geschrieben stehen würde, würden sich die ganzen Basenpulver, Basentees, etc. nicht mehr so gut verkaufen lassen. Diese sind nämlich grundsätzlich überhaupt nicht nötig, um den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten, das kann unser Körper sehr gut alleine. Das (oftmals leider auch sehr viele) Geld könnt ihr euch also wirklich sparen. 

Oft wird zuvor noch eine pH-Wert-Messung des Harns empfohlen, die wiederum überhaupt nichts über den pH-Wert, der in unserem Körper herrscht aussagt. Sicher wird ein Teil der Säuren mit unserem Harn ausgeschieden, ein Teil aber auch über die Lunge. Was für ein pH-Wert im Körper herrscht lässt sich aber ausschließlich mit einem Bluttest sagen! 


„Basische“ Ernährung – also komplett unnötig?

Jein! Denn um den Säure-Basenhaushalt des Körpers im Gleichgewicht zu halten, ist eine basische Ernährungsweise grundsätzlich nicht nötig. Nichtsdestotrotz empfehle ich als Diätologin – auch wenn ich es nicht so nenne – auch eine basische Ernährungsweise. Denn die mineralstoffreichen Lebensmittel wie Gemüse und Obst sollten den Grundstein unserer Ernährung bilden. Leider wird gerade das Gemüse erfahrungsgemäß sehr vernachlässigt. Dabei liefert es neben einem extrem hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt auch noch wichtige Ballaststoffe und sehr wenig Energie. Es sättigt also lange und versorgt und zugleich mit lebenswichtigen Stoffen. 

„Saure Lebensmittel“ , vor allem Fleisch und Wurstwaren, hingegen werden leider viel zu viel gegessen. Auch hier würde ich eine Einschränkung nicht aufgrund der entstehenden Säuren, sondern aufgrund des meist sehr hohen Gehalts an gesättigten Fettsäuren und auch Energie empfehlen.  Natürlich tragen diese Lebensmittel auch zur Eiweißversorgung bei, aber anstatt Unmengen an Fleisch zu essen ist es sinnvoller auch mal auf fettarme Milchprodukte und auch Hülsenfrüchte zurückzugreifen. 

Fazit

Eine „basische Ernährungsweise“, die reich an frischem Gemüse und Obst ist und wenig Fleisch beinhaltet ist also für unsere Gesundheit auf jeden Fall förderlich. Was nicht nötig ist, sind pH-Wertmessungen des Harns sowie allerlei Nahrungsergänzungsmittel wie Basentees und Basenpulver.

Ihr Lieben! Ich hoffe ich konnte euch das sehr große und doch recht umfangreiche Thema „Säure-Basen-Haushalt“ verständlich erklären und ein bisschen Licht in’s Dunkle bringen. Ich hätte den Artikel wahrscheinlich doppelt so lange schreiben können, aber dann würd ihn ja keiner mehr lesen :D! 


Solltet ihr aber noch Fragen haben, schreibt sehr gerne ein Kommentar oder kontaktiert mich per Mail! 

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